Sonntag, 15. November 2009

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Chile

Um wiedermal Neuigkeiten aus der südlichen Halbkugel der Welt zu bringen, habe ich mir für den heutigen Post das Thema „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Chile“ überlegt:

IM SUPERMARKT

Taschen-/SackerlabklerberInnen
Betritt man den Supermarkt (sei es Santa Isabel, Unimarc, Ekono, Líder oder gar Hyper Líder) so wird man gleich von einem/einer „SackerlabkleberIn“ mit einer großen bunten Tixorolle in der Hand begrüßt. Bevor man sich´s versieht hat man schon einen bunten Klebestreifen an seiner Handtasche bzw. Einkaufstasche kleben, damit die Beschäftigen des Supermarktes gleich erkennen, dass diese Tasche von außen mit in den Supermarkt genommen wurde.

Wachpersonal
An Wachpersonal mangelt es in keinem Supermarkt. Meist stehen 1-2 Leute gleich beim Ein-/Ausgang, weitere drehen ihre Runden durch die einzelnen Bereiche des Geschäfts und so fühlte ich mich schon so manches Mal verfolgt, wenn ich gerade eben nach der Marmelade greifen wollte und im Augenwinkel einen Wachmann erspähte, der „unauffällig“ nach dem Rechten sah.

Gemüse-/Obst-/ BrotabwiegerInnen
Wird Gemüse, Obst oder Brot (bzw. eher Brötchen) gekauft, so gibt es hier einen bestimmten Ablauf. Man nimmt das gewünschte Lebensmittel, gibt es in ein Plastiksackerl, marschiert weiter zum/ zur Gemüse-Obst bzw. BrotabwiegerIn lässt die Ware abwiegen und mit dem jeweiligen Preispickerl gekleben. Plastiksackerlsparen gilt hier nicht. Mein Versuch EINEN Apfel und EINE Banane in EIN Sackerl zu geben, scheiterte kläglich. Meine Überlegung einfach zwei Preispickerl (nämlich das der Banane und das des Apfels) auf ein Sackerl zu kleben GEHT NICHT. Genervt trennte die Obstabwiegerin Apfel und Banane, denn zwei in einem Sackerl geht nicht.

LebensmitteleinpackerInnen
In den Supermarkt mit einer eigenen Einkaufstasche zu gehen, macht wenig Sinn. Denn an jeder Kassa stehen LebensmitteleinpackerInnen, die mit größter Freude die Ware der KundInnen in Plastiksackerl packen. Und kaufst du nur eine Packung Joghurt und einen Kaugummi so werden auch diese in ein Sackerl gepackt. Ich, Plastiksackerlsparend wie ich bin, versuchte dem Sackerleinpacker klar zu machen, dass ich einen großen Rucksack habe und da die Ware direkt einpacken will, scheiterte auch hier kläglich. Denn bevor ich noch bezahlen konnte bzw. meinen Rucksack einpacken konnte hatte der eifrige Einpacker schon alle Lebensmittel in drei verschiedene Sackerl gepackt und mir dann mit einem freundlichen Lächeln in meinen Rucksack gepackt.
Was lernen wir daraus: Eigene Eikaufstasche hin oder her, beim Einkaufen müssen eindeutig die Plastiksackerl her.

IM PARKHAUS

Lebende Parkplatzanzeigetafel
Mein täglicher Weg zur Metro führt an einem Parkhaus vorbei, vor dem ab 09.00 Früh stets eine lebende Parkplatzanzeigetafel steht. Was man sich darunter vorstellen kann? Ein Man/ eine Frau mit einem großen „E-Schild“ (E = Estancionamiento zu deutsch: Parkplatz) in der Hand, welches dem/ der AutofahrerIn signalisiert, dass in dem jeweiligen Parkhaus noch freie Parkplätze zur Verfügung sind.

Parkticketzwicker
Als wir vor zwei Wochen mit den Tías und Tíos vom Projekt aus in Valparaiso waren, fuhren wir mit dem Auto. In der Stadt angekommen ging´s ab zur Parkgarage, wo wir das Auto abstellten.
Gleich bei der Einfahrt entdeckte ich eine Berufsgruppe, die mir bisher noch unbekannt war, nämlich die des Particketzwickers. Als wir in Richtung schranken rollten, Susanne (unsere Fahrerin) soeben das Fenster runtergkubelt hatte und zum Knopf langte um ein Ticket zulösen, war die Hand des netten Herrn Parkticketzwickers schneller. Er drückte den Knopf, zog das Ticket heraus und entwertete es … der Schranken ging auf, er übergab Susanne das entwertet Ticket und wünschte und noch einen schönen Tag.

AM PARKPLATZ

Parkwächter
In jeder Straße gibt es sogenannte Parkwächter, die bereits frühmorgens auf einem Plastiksessel sitzen, Kaffee schlürfen oder die Zeitung lesen und bei jedem Parkplatzsuchendem Auto aufspringen um den/ die AutofahrerIn in den Parkplatz einzuweisen. Also nix da von wegen „wann muss ich jetzt noch mal einschlagen oder wie weit geht´s noch?“ – keine Sorge, das sagt dir alles der Parkwächter an. Bei starker Sonneneinstrahlung erhält so manch ein Auto auch Sonnenschutz mittel Abdeckplane, des Weiteren werden die Autos und deren Windschutzscheiben auch gewaschen.
Auch beim Ausparken sind die netten Parkwächter stets behilflich und freuen sich über jeden Peso, den sie für ihre Dienstleistung erhalten.

IM WOHNHAUS

Liftwächter
Eine seltene, aber doch vertretene Berufsgruppe ist die der Liftwächter. Ein Bekannter kam im Zuge seiner Wohnungssuche in den Genuss zu erfahren, wie bequem Lift fahren nicht sein kann. Denn ohne nur einen Finger zu rühren wird man in das gewünschte Stockwerk befördert.
„Wie das?“ ... wird sich nun so manch eine/r fragen. Nichts einfacher als das. Die Lösung heißt: Liftwächter. Ein Liftwächter ist ein Mann, der, gemütlich auf seinem Sessel sitzend, Tag ein Tag aus Lift fährt. Steigt eine Person zu, so wird nach dem gewünschten Stockwerk gefragt und der jeweilige Knopf gedrückt. Man muss also nur einsteigen, den jeweiligen Stock nennen und auf geht’s.

IN DER METRO

Die Metrostation ist ein Ort, an dem es nur so von ungewöhnlichen Berufsgruppen wimmelt.

Assistente del andén (zu Deutsch Bahnsteigassistent)
Die Aufgabe des assistente del andén besteht darin an der gelben Linie auf und ab zu gehen und sicher zu stellen, dass kein Mensch über die Linie tritt.
Weiters hat er die wichtige Aufgabe, nachdem der Metrofahrer schon einmal gesagt hat: „Precaución inicia el cierre de puertas!“ noch einmal die Menschen persönlich darauf aufmerksam zu machen, dass die Türen der Metro sogleich geschlossen werden.

Combinación-Verlautbarer
Neben dem Assistente del andén gibt es noch den Combinciónsverlautbarer, der mit einem Megaphon in der Hand, lautstark verkündet in welche Richtung das Volk zur Kombinationslinie laufen muss „Combinación con la Linea 4, al fondo del andén, Combinación con la Linea 4, al fondo del andén.“ Am Weg zur weiterführenden Metrolinie, wird man wiederum persönlich von einem Combinaciónsverlautbarer angesprochen, der mit einer Handbewegung auch noch einmal auf den richtigen Weg hindeutet.

BIP-Karten-Kontrolleure
Das Metroticketsystem in Santiago funktioniert folgendermaßen: Jeder Fahrgast hat eine Karte, die beliebig mit Geld aufgeladen werden kann. Beim Betreten des Bahnsteiges wird die Karte an einen Automaten gehalten, welcher den jeweiligen Betrag für die Fahrt abzieht. Hat man einmal eine Fahrt gelöst, so hat man 90 Minuten Zeit Anschluss-Verkehrsmittel zu nutzen (Bus oder Metro) und dabei nicht noch einmal zu zahlen. Eine 90-Minuten Rate kostet umgerechnet 50-60 Cent, je nach Tageszeit. Jedenfalls gibt es an jedem Ticketentwertungsautomaten noch zusätzlich zwei Wachleute (einer blau und der andere rot gekleidet, den genauen Unterschied konnte ich bisher noch nicht herausfinden), die überwachen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Transsantiago-Busauskunftspersonal
In jeder Metrostation gibt es auch einen Transsantiagobusstand, an dem man sich Informationen bezüglich des Busnetzes holen kann. In einem Stand sitzen meist 2-4 Leute, die eigentlich den ganzen Tag nur dasitzen und warten, dass jemand eine Frage zu den Abfahrtszeiten und –orten der Busse hat. Alleine die Zeit abzusitzen wäre ja langweilig, daher sitzen mindestens zwei Leute an diesem Stand, denn gemeinsam lässt sich die Langeweile ja besser bewältigen.

Handyauflademännchen
Mit orangener Warnweste bekleidet und einer Fahne auf der Kappe sind die Handyauflademännchen (junge StudentInnen) schon von Weitem gut erkennbar. Guthabenaufladen mittels Wertkarte war gestern – heute heißt es: persönliche Betreuung und Unterstützung im Aufladeprozess.

Prozessablauf:
1)Man nennt den jeweiligen Handytarif
2)Man nennt den gewünschten Guthabenbetrag
3)Man nennt die eigene Handynummer
4)Das Handyauflademännchen tippt in sein Handy den Befehl, die folgende Summe auf
die jeweilige Nummer zu laden
5)Man wartet auf die SMS-Benachrichtigung, dass das Guthaben soeben geladen wurde
6)Man zahlt das Handyauflademännchen
7)Listo. Nun kann wieder fröhlich weitertelefoniert werden.

IM EISLADEN

Zwei Kugeln Eis zu bestellen ist gar nicht so einfach, wie sich das manch einer vorstellt.
Zuerst kann man eine Sorte seiner Wahl kosten, dann wird entschieden, wie viele Kugeln bzw. Sorten man haben will. Hat man sich entschieden, so geht es zunächst einmal weiter zur Kassa, wo man bezahlt und einen Bon erhält. Dieser wird dann bei der Eisausgabe vorgelegt, wo man schlussendlich auch das Eis erhält.

IN DER FARMACIA

Im Pharmazieladen ist es noch einmal eine Spur schwieriger als im Eisladen.
Einige Hygieneartikel (wie Deodrants,….) sind in vielen Läden nicht frei zugänglich, sondern feinsäuberlich in Vitrinen versperrt.
Folgend möchte ich den genauen Ablauf beim Kauf eines Hygieneartikels kurz schildern:

1)Man wählt die jeweilge Ware aus und nennt diese dem Vitrinenaufpasser
2)Dieser holt die Ware aus der Virtrine und bringt sie zum Bon-Aushändiger
3)Der Bon-Aushändiger händigt dir, wie der Name schon sagt, einen Bon mit dem
jeweiligen Preis aus
4)Mit dem Bon geht´s weiter zur Kassa, wo man bezahlt.
5)Von der Kassa geht´s mit einer Zahlungsbestätigung (Zettel) wieder zum
ursprünglichen Vitrinenaufpasser zurück, der dir dann schlussendlich die
gewünschte Ware aushändigt. Und so schließt sich der Kreis.


ALSO, WIE IHR SEHT, WENN´S UM ARBEITSBESCHAFFUNG GEHT, SIND DIE CHILENEN TOP.

Dienstag, 10. November 2009

Valparaiso y Vina del Mar

Ende Oktober stand eine Exkursion der Tíos y Tías vom Casa de los Pinos bevor.



Der Tagesausflug ging nach Valparaiso (kurz: Valpo) und Viña del Mar.
Valparaíso (dt. Paradiestal) ist eine Hafenstadt in Chile mit ca. 278.000 Einwohnern. Die Agglomeration Valparaíso´s umfasst 905.300 Einwohner (Stand: 2004). Die Stadt ist Sitz des chilenischen Kongresses.
Valparaíso liegt an einer nach Norden offenen Bucht des Pazifischen Ozeans. Der Hafen ist einer der bedeutendsten des Landes. Der Charakter der Stadt gilt als weltberühmt und mach Valpo somit zur kulturellen Hauptstadt Chiles. Im Juli 2003 wurde der historische Stadtkern mit seiner Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
(siehe Wikipedia).

Ich habe zuvor schon die verschiedensten Meinungen über Valpo gehört und konnte es daher kaum erwarten, die Stadt einmal mit eigenen Augen zu erblicken und zu erkunden. Und ich muss sagen, ich war begeistert. Gegen 11.00 trafen wir alle in einer kleinen Bucht, außerhalb Valparaiso´s, ein, wo wir zuerst einmal ein Picknickfrühstück mit Tee und Brot hielten. Der Ausblick auf das weite Meer und die schönen Felsen war echt perfekt.






Gestärkt ging´s dann weiter ins Stadtzentrum, welches wir zu Fuß erkundeten. Darüber möchte ich gar nicht all zu viele Worte verlieren, ich denke diese Bilder sprechen für sich. Die Stadt erstreckt sich über unzählige Cerros (Hügel/Berg), die mit einem kunterbunten Häusermeer übersäht sind.





Ich fand es total spannend, die einzelnen Gassen zu erkunden, denn hinter jeder Ecke befinden sich die unterschiedlichsten Häuser.




Nachmittags fuhren wir in die nahegelegene Stadt Viña del Mar, wo wir den Tag am Strand und im Park ausklingen ließen.





Eduardo und Karem (die beiden Tíos, die die wöchentlichen Zirkusworkshops im Projekt halten) fingen an, akrobatische Kunststücke aufzuführen und banden Dominik und mich gleich mit ein. Was dabei rauskam, könnt ihr in dem folgenden Videoclip sehen.








Montag, 9. November 2009

Bastelaktion im Casa de los Pinos

Ya estamos en noviembre … die Zeit eilt in großen Schritten und bevor man sich´s versieht steht der 24. Dezember vor der Tür. Auch im Casa de los Pinos denken wir nun schon langsam das Weihnachtsfest, da es einiges vorzubereiten gibt, und zwar die Weihnachtskarten und Christbaumanhänger für die Patinnen und Paten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Seit einer Woche basteln wir fleißig in jeder freien Minute an den Geschenken. Es werden Bilder mit Kartoffeldruck verziert, Karten mit Weihnachtswünschen geschrieben und Anhänger für den Weihnachtsbaum ausgeschnitten und gestaltet.







Ein weiteres kleineres Projekt, was wir Voluntäre gerade am Laufen haben, ist die Patenschaften der Kinder zu visualisieren.
Daher wurde die Idee entwickelt auf eine Wand im Saal einen großen Baum zu malen, der mit gebastelten Papieräpfeln geschmückt werden soll. Jeder Apfel trägt das Bild eines Kindes und des jeweiligen Apfels.
Mit modischen Müllsackkitteln machten Natalie, Susanne und ich uns letzte Woche drauf und dran, die Wand mit der Hintergrundfarbe zu bestreichen. Morgen wird der Baum aufgetragen.






Also, es gibt wie immer, jede Menge zu tun. Wir nützen auch die Zeit noch, in der wir mehrere Voluntäre auf einmal da sind, da nun der Reihe nach eine Voluntärin nach der anderen abreist.
Heute wurden Alejandra, ein Mädchen aus dem Projekt, und ich bei La Once (Teatime in Chile)* von Luis, den Kindern, den Voluntären, Rauqel und Angelika mit Kuchen und Gesang überrascht. Wir hatten beide am Wochenende Geburtstag, welcher heute auch noch einmal gefeiert wurde.


La Once: Nachmittags gegen 17.00 gibt es stets „Once“, einen Snack (Belegte Brote, Tee oder Kakao) zur Teatime. Angeblich kommt der Name vom spanischen Wort „aguardiente“ – Branntwein, einem Wort mit elf („once“) Buchstaben. Da die tägliche Branntweinstunde früher nicht so gut angesehen war, verlegte man sich darauf, statt des „aguardientes einfach „Once“ zu bestellen. Der Name für die Teatime ist bis heute geblieben. Once hat also nichts damit zu tun, dass man sich um 11.00 trifft, denn da würden einen die Chilenen schräg anschauen.

El Morado - Cajón del Maipo

Da wir nun einige sonnige warme Tage hatten, beschlossen wir am Samstag, 07.11. wandern zu gehen. Um 07.30 wurden wir von einem kleinen Shuttlebus ganz in der Nähe unseres Hauses abgeholt, der uns in das 2,5 Stunden entfernte Naherholungsgebiet Cajón del Maipo brachte.
Zu acht saßen wir wie die Sardinen in diesem Bus, die Fahrt glich einer einzigen Rumpelpartie. Denn sobald wir aus der Stadt raus waren, ging es über eine Schotterstraße hinauf in die Berge. Die Fenster öffneten sich bei jedem Ruck von Zentimeter zu Zentimeter selbst. Was zur Folge hatte, dass wir den ganzen aufgewirbelten Staub im Bus hatten – der Smog, der über Santiago hängt ist ein Schmarrn dagegen.
Mit stinkenden Bremsen erreichten wir nach einer ruckeligen Fahrt den Eingang des Nationalparks El Morado, von wo aus wir uns auf den Weg zur grünen Lagune machten. Der erste Anstieg erwies sich als ganz schön steil, schon bald merkte Alejandra, unsere Mitbewohnerin, dass ihr Wandern eigentlich doch nicht so großen Spaß macht. Doch die erste Anstrengung hat sich wirklich gelohnt, denn schon auf der ersten Anhöhe hatten wir ein wunderschönes Bergpanorama.




Nach den ersten paar Kilometern stießen wir auf schneebedeckte Wegstrecken. – So hab ich nun doch auch noch in Chile Schnee gesehen.





Vorbei an einem rauschenden Fluss, blühenden Frühlingsblumen und grasenden Pferden wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein bergauf – bergab über Schneedecken und grüne Wege auf die mächtige Bergkette zu.










Nach zwei Stunden Aufstieg gelangen wir zur Grünen Lagune, die jedoch zu diesem Zeitpunkt noch großteils schneebedeckt war. Zuerst einmal wurden die Rucksäcke abgelegt und wir suchten uns ein nettes Plätzchen um in Ruhe zu jausnen.



Gut, dass wir ausreichend warme Kleidung mithatten, denn binnen Minuten schwang das Wetter um, die Sonne verabschiedete sich, Wolken zogen auf und ein kühler Wind wehte uns ins Gesicht.
Eingemummt in Mütze, Schal und Fließpullover traten wir zügig den Abstieg an. Unten angekommen, wärmten wir uns bei einer Tasse Kaffee wieder auf und fuhren dann wieder mit dem Shuttlebus ins Zentrum.
- Resümee: eine gelungene Wanderung, mit schönem Wetter und traumhaften Panorama.

Sonntag, 8. November 2009

Mendoza

Nun ist es echt an der Zeit, den Blog mal zu aktualisieren.
Ich nehme ja fast schon chilenische Züge an, in dem ich mir von Woche zu Woche gelassen sage: „Mañana.“
Also: Beginnen möchte ich mit unserer Argentinienreise Anfang Oktober.
09.Oktober – 23.00: Treffpunkt Busterminal. Mit dem Nachtbus machten wir uns von Santiago auf in das argentinische 250.000 Einwohnerstädtchen Mendoza. Nach drei Stunden Busfahrt erreichten wir den Grenzpass, wo wir in Eiseskälte eine Stunde mit der Aus- und Einreise verbrachten. Nach der, eher sporadischen, Rucksack- und Gepäcksdurchleuchtung freuten wir uns endlich wieder in den warmen Bus zu kommen, wo wir Kaffee und Sandwiches bekamen und für weitere drei Stunden ein wenig Schlaf erhaschen konnten. Ankunft in Mendoza: 10.Oktober 05.00.
Unsere erste Tat um 05.00 Früh vollbrachten wir beim Geldautomaten, wo wir erst mal argentinische Pesos abhoben und uns dann gemütlich in das einzige bereits geöffnete Kaffeehaus saßen um die müden Glieder mit einer Portion Koffein aufzuwecken.
Gegen 07.00 checkten wir im Hostel ein, wo uns die Besitzerin gleich ein Frühstück zubereitete. Gestärkt und voller Tatendrang brachen wir am Vormittag auf, um das Stadtzentrum zu erkunden.
Mendoza versprüht mit dem schönen Hauptplatz, den von Alleen gesäumten Straßen und den vielen kleinen Parks ein gemütliches Flair. Eine schöne Abwechslung zur Großstadt Santiago.
Weiters ist Mendoza DIE Weinregion Argentiniens. Hier werden etwa 70 Prozent des argentinischen Weins produziert. Daher machten wir am Nachmittag eine Fahrradtour, die von einer Olivenfabrik zu Weingütern bis hin zu einer Schokoladenfabrik führte. Ich hatte mit dem geliehenen Fahrrad nicht wirklich Glück, denn meine Kette sprang alle paar Meter fast raus, so kam es, dass ich mich stets Meter weit hinter der Gruppe abstrampelte. Zwei mal wurde ich von vorbeifahrenden Polizisten gefragt, ob eh alles in Ordnung sei. Anfang erschien mir die fürsorgliche Art der beiden Herren eher befremdend, gegen Ende der Weintour wurde mir jedoch klar, warum die Beiden so besorgt fragten. Denn in dieser Gegend ist es üblich, dass die Touristen von einer Bodega (Weingut) zur anderen Fahren. Nach einigen Gläschen Wein ist Fahrradfahren bekanntlich nicht mehr so ungefährlich. Daher fahren auf der Strecke ständig Polizisten auf und ab, um nach dem Rechten zu sehen und gegebenfalls stark betrunkene Fahrradfahrer aus dem Verkehr zu ziehen bzw. zu schauen, dass alle heil nach Hause kommen.
Die Olivenfabrik fand ich am Spannendsten. In einer zwanzig-minütigen Führung erhielten wir einen Einblick in die Olivenölerzeugung, welche abschließend mit einer köstlichen und ausgiebigen Verkostung (getrocknete Tomaten, frische Oliven aller Art, …) endete.
Zwischenstop in einer Bodega, wo wir zuerst eine kurze Information zu den jeweiligen Weinen erhielten und diese anschließend auch verkosteten.







Abschluss der Tour bildete die Führung und Verkostung durch die Schokofabrik, in der Dulce de Leche (Milch, Wasser und viel, viel Zucker werden so lange erhitzt und eingedickt, bis eine äußerst süße, zähe braune Masse entsteht. Die Masse wird entweder zu allen möglichen Süßspeisen weiterverwertet oder wie Nutella aufs Brot geschmiert) und Marmeladen in allen Variationen, feine Schokolade und cremige Liköre hergestellt werden.
Den Abend verbrachten wir im Stadtzentrum, wo am Plaza España, wo gerade eben die Misswahl der Region stattfand.
Den nächsten Tag verbrachten wir in einem großen Park, wo wir picknickten und in der Wiese faulenzten.



Abends trafen wir uns mit drei Freunden aus Santiago, die auch gerade in Mendoza waren, in einem riiiesigen Tenedor Libre (All-you-can Eat Restaurant) und verbrachten dort zwei Stunden mit Essen, Essen und nochmal Essen. Das Buffet war gigantisch: Steaks, Sushi, Pizza, Pasta, Empanadas, Salate, Fisch, Crépes, Kuchen, Torten, Eiscreme, . . . – für 6 Euro konnte man dort essen, was das Herz begehrte. Und das taten wir auch . . . bis wir vor Überfressung nicht mehr konnten. In meinem Leben hab ich noch nie so viel auf einmal gegessen. Obwohl wir uns im Nachhinein mühsam mit vollem Magen und offenem Hosenknopf irgendwie ins Hostel „wälzten“, hat sich jeder Bissen ausgezahlt.
Jule und ich beschlossen Montags eine Reittour zu machen. Gegen 09.00 Früh wurden wir von einem Shuttelbus abgeholt, der uns in das zwei-Stunden entfernte Reitgebiet brachte, welches in Mitten der Anden lag. Auf 2500m ritten wir für 4 Stunden über Stock und Stein, durch Steinschluchten und Feldwege in der unendlichen Weite nahe den Anden umher.











Höhepunkt der Tour bestand darin, eine Herde wilder Pferde zusammenzutreiben. Nach einer kurzen Einführung- und Erklärungsrunde des Guides lag es nun an uns, die Tiere in das Gehege zu treiben, was sich teilweise als ganz schön gefinkelt herausstellte.



Nach einem aufregenden Ausritt und einem spürbaren Muskelkater fuhren wir am späten Nachmittag wieder zum Hostel, wo die anderen bereits auf uns warteten.
Dienstag, 13.10., Tag der Abreise: Den Vormittag verbrachten wir im Zentrum mit Einkäufen und einem Kaffeehausaufenthalt im „Havanna“ (DIE Marke, die die besten Alfajores herstellt … Alfajor: Runde Kekse mit einer Füllung aus Dulce de Leche, umhüllt von einer Schokoladenglasur). Um 13.00 traten wir die Heimreise an, auf der wir einen traumhaften Blick auf die Anden und den Gebirgspass genossen.