Samstag, 19. September 2009

Reise in den Norden

Um nach ein paar Wochen Alltag nicht Routine einkehren zu lassen, beschlossen wir mit unseren beiden Mitbewohnern Dave und Kilian die chilenische Nationalfeierwoche dazu zu nutzen, den Zauber des Nordens zu erkunden.
Für uns beide begann die Reise bereits einen Tag früher. Nach einer kurzen Nacht voller Reisevorbeitungen und zwei Stunden Schlaf wurden wir vom Hupen des Taxifaherers in den Tag, eigentlich ja in die Nacht (03.00 Früh) hineinkatapultiert. Schnell den Rucksack geschultert und auf ging´s Richtung Flughafen, wo wir nach einer Tasse Kaffee um 06.00 nach Iquique aufbrachen.
Vom Wüstenflughafen Iquique ging es mit dem Shuttlebus entlang der Pazifikküste weiter zum Hostel, wo wir erst einmal eincheckten und unser Zimmer bezogen.
Den Nachmittag verbrachten wir zunächst am Strand und ließen ihn bei einem Stadtspaziergang ausklingen.




















Die Wüstenstadt mit ihren kleinen Gassen und den bunten Häusern versprüht schon viel mehr südamerikanischen Charme, als es die doch sehr westlich geprägte Hauptstadt tut.
Dass die Stadt recht klein ist merkt man daran, dass wir innerhalb weniger Stunden quasi die gesamte Innenstadt besichtigt haben.
Früh nachmittags kamen wir an einer Kirche vorbei, die wir eigentlich nur kurz besichtigen wollten. Daraus wurde jedoch nichts, denn die Bewohner der Stadt waren gerade im Begriff den Beginn der Nationalfeierwoche zu zelebrieren.










Mit dem folgenden Videoclip wollen wir euch daran teilhaben lassen. Der Bub tanzt hier den Nationaltanz CUECA, der besonders in dieser Woche des Jahres bei allen möglichen Feiern getanzt wird. Interessant ist auch noch, dass das Priestergewand (ganz im Zeichen der sehr patriotischen Chilenen) eigentlich eine große chilenische Flagge ist und dass überall in der Kirche chilenische Flaggen als Schmuck dienen. Soviel zu Trennung Kirche - Staat ;-)

Am Abend im Hostel machten wir noch Bekanntschaft mit einer Deutschen (Sabine) uuund einem Österreicher, welche auch auf Reisen waren. Wie erfrischend, wieder einmal gestandenen Dialekt sprechen zu können... Der Österreicher war nur auf Durchreise, Sabine jedoch konnten wir für unsere geplanten Ausflüge in den nächsten Tagen begeistern.

Der nächste Tag begann (so wie jeder weitere Tag auch) besonders für Daniel sehr träge, jedoch spätestens nach dem Frühstück erwachten die Lebensgeister. Hier sollen auch noch ein paar Worte zum Frühstück im Hostel in Iquique verloren werden: Kein Österreicher kann es gutheißen, nur ein Stück Weissbrot, eine winzige Portion Butter und Manjar (Karamelaufstrich), gepaart mit unheimlich ekelhaften Instant-Kaffee, vorgesetzt zu bekommen. Nach dem Frühstück war dann die Ankunft von Kilian und Dave.

Nach kurzem Strandspaziergang und kurzer Stadttour gingen wir 4 etwas verfrüht Mittagessen. Im Mercado-Centrino im Zentrum von Iquique machten wir uns daran, Fisch, Huhn und herrliche Suppen (Cazuela) zu verspeisen. Am Strand wurde dann, als Sonnenbad getarnt, der Verdauungsschlaf abgehalten. Das böse Erwachen kam dann nach 2 Stunden praller Sonne. Daniels Gesichtsfarbe näherte sich langsam tomatenrot und Valis Ober- und Unterschenkel ebenfalls. Kilian und Dave hatten mehr Glück, sie blieben verschont. Abends unter der Dusche wurde dann das volle Ausmaß der Katastrophe überblickbar. Daniels Bauch war ebenfalls sehr rot und Valis Unterschenkel begannen anzuschwellen wegen dem bösen Sonnenbrand... naja mittags in der Wüste für 2 Stunden in die Sonne legen muss ja fast Konsequenzen haben!













Dienstag morgen, nach einem wundervoll aufweckend schlechtem Frühstück, wurde trotz aller Wehwechen, gemeinsam mit Sabine, der Ausflug in die Wüste angetreten.
Dank der Unpünktlichkeit des Busses, hatte Dave noch Zeit um sich in Ruhe zu rasieren. Ein netter Chilene bot ihm dazu den Rückspiegel seines Autos an.




















Wir nahmen den Bus nach Pica, einem kleinen Dorf 2 Busstunden entfernt von Iquique mitten in der Wüste, mit angeblich wunderschönen Naturbädern. Die Busfahrt war echt toll. Alle 5 wurden wir unserem Image als Touristen mehr als gerecht und schossen ein Foto von der Wüste nach dem anderen.
















































In Pica angekommen, machten wir uns gleich mal auf die Suche nach den Naturbädern. Gefunden war es schnell, nur die Begeisterung wollte sich nicht einstellen. Sehr touristisch verbaut, war nur ein kleiner Teil wirklich naturbelassen und alles in allem nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Etwas niedergeschlagen, einerseits wegen dem wirklich schmerzenden Sonnenbrand, andererseits wegen dem enttäuschenden Bad, suchten wir uns etwas zu essen und fanden auch ein wirklich schönes Restaurant. Nach einer Kostprobe von 'Interior de Estómago' (Mageninnereien), welcher nicht wirklich mundete, aßen nur Kilian und Daniel einen Churassco, und dann begann die Rückreise.


Wir beschlossen jedoch, nicht auf direktem Weg nach Iquique zurück zu fahren, sondern einen Zwischenhalt in 'Humberstone', einer Geister-Minenstadt, zu machen, welche wirklich mitten in der Wüste liegt. In Humberstone war es unglaublich interessant: Durch eine tote Stadt mit all ihren verlassenen Häusern und verfallenden Abbaustätten zu wandern besitzt ein eigenes, schwer beschreibbares Flair, und auch die anschließende Klettertour auf einen Hügel am Rande der Stadt sorgte für Staunen. Von diesem Hügel aus bot sich ein schöner Blick auf die Stadt und ein geniales 360°-Panorama der Atacama-Wüste.


































































Nach diesem Erlebnis ging es endgültig zurück nach Iquique, wo wir uns anschließend daran machten, ein Abendessen zuzubereiten. Wir verspeisten leckere selbst zubereitete Completos (ein Hotdog mit Tomatenstückchen, Avocadocreme, Mayonaise, Ketchup und Senf) und danach ab ins Bett.

Der Mittwoch startete, wie üblich, mit super Frühstück... jedoch diesmal etwas früher, da unsere zweitägige Reise nach Arica bevorstand, auf die wir alle (außer Sabine, welche sich wieder von uns verabschiedete und ihre Reise nach Antofagasta fortsetzte) sehr gespannt waren. Wir machten uns mit Sack und Pack auf den Weg zum Busterminal, als plötzlich ein Bus mit der Aufschrift 'Arica' an uns vorbeifuhr. Dave hetzte ihm wie von der Tarantel gestochen hinterher und schaffte es tatsächlich den Bus anzuhalten. Wir stiegen zu und hatten Glück, denn der nächste Bus wäre erst viel später wieder gefahren. Nach einer vierstündigen Fahrt durch die Wüste kamen wir in Arica an. Diese Stadt liegt soweit im Norden von Chile wie nur irgendwie möglich und gehört zu den trockensten Plätzen der Welt. Wir schlossen diese Stadt sofort in unser Herz und machten uns auf die Suche nach unserem Hostel, welches wir auch recht schnell entdeckten. Der Hostelbetreuer (ein Neuseeländer), welcher total unkompliziert und freundlich war, zeigte uns unsere Schlafstätten und überraschte uns mit einem Willkommenskuchen und Getränken. Friendly Dudes, diese Neuseeländer ;-)!! Wir borgten uns im Hostel Räder für 24 Stunden aus und machten uns gleich mal daran, Arica mit dem Rad zu erkunden. Nach einer Weile auf der Küstenstraße und ein bisschen ausserhalb von Arica entdeckten wir einen riesigen Strand, an dem wir eine Weile ausruhten und die Zeit für Sonnenbaden, Schwimmen und Fotos schiessen verwendeten. Lustig war auch, dass eine chilenische Familie mit ihrem Kleinbus ebenfalls diesen Strand besuchen wollte und damit im Sand stecken blieb. Wir schauten ihnen zu wie sie die Reifen ausbuddelten, Holzbretter hertrugen um Grip zu haben und mit viel Anstrengung ihren Wagen wieder befreiten. Am Abend gingen wir alle 4 noch aus um uns die Innenstadt anzusehen und um uns mit einer Freundin von Vali (Mareike) zu treffen, welche in Arica arbeitet. Nach dem Treffen genossen wir den Abend bei Pisco-Sour, und später bei Bier. Kilian, Vali und Mareike gingen später auf ein Eis und anschließend nach Hause, während es für Dave und Daniel in einer durchwachsenen, feuchtfröhlichen Nacht endete.

Der nächste Morgen begann mit Hangover für Daniel und Dave (wie erwartet), weswegen die beiden auch zunächst nicht zum Aufstehen zu bewegen waren, darum machten sich Kilian und Vali zunächst allein auf den Weg zum Frühstück. Später kam auch der Rest der Truppe dazu und grübelte argwöhnisch, ob das Frühstück hier besser sei als in Iquique, uuund wir alle wurden angenehmst überrascht. Es gab alles: Cornflakes, Marmelade, richtigen!!!! Kaffee, Joghurt, eben alles was das morgendliche hungrige Herz begehrt. Am Frühstückstisch trafen wir dann auch noch 2 weitere Österreicher (die Welt ist ein Dorf) mit denen wir uns auch gleich die Nachmittagsplanung gemeinsam austüftelten. Nach einem super Mittagessen mit den größten Miesmuscheln ever *g* ging es zum 'Playa Corazones'.



































































Dieser Strand ist einer der schönsten Plätze an denen wir jemals waren. Es gibt unglaublich viel zu sehen: riesige Vögel, Pelikane, Krabben, Seeotter, Seelöwen!!! und wir meinen auch Pinguine gesehen zu haben, sind uns jedoch nicht ganz sicher... und das alles mit dem Hintergrundsetting einer bizarr geformten Küstenlandschaft mit steilen Sandhügeln, Höhlen und scharfkantigen Felsen. Nach diesem tollen Ausflug gings mit dem Bus zurück nach Iquique und erschöpft ins Bett im Hostel.

Der Donnerstag begann untypisch: Alle verschliefen das von Iquique soooooo liebgewonnene Frühstück (hmm warum nur?) und nutzten die Zeit lieber mal so richtig zu schlafen... Zu Mittag ließen wir uns dann alle verwöhnen in einem Restaurant: es gab leckere Empanadas (unterschiedlich gefüllte Teigtaschen) Mangosaft und gute Rippchen... dazu viiiel Weissbrot mit sehr würzigem Tip und Chicha (süßer leckerer ungereifter Wein)... danach begann für uns (Vali und Daniel) die Fahrt zum Flughafen. Nach ereignislosen Stunden am winzigen Flughafen in Iquique bestiegen wir schließlich das Flugzeug und nach einer Zwischenlandung in Antofagasta mit dem Landeanflug auf Santiago ging auch unsere Reise in den Norden zu Ende.

Dienstag, 8. September 2009

Neues aus Casa de los Pinos

Wer Interesse hat, kann unter folgendem Link Näheres zum Verein Visozial und zum Projekt Casa de los Pinos erfahren.

http://visozial.org/

Im Moment findet in Casa de los Pinos eine Umbruchphase statt, die sich auch in der Überarbeitung der Betreuungskonzeption widerspiegelt. Im Team arbeiten wir gerade speziell an einem Wochenplan für die Kleinen (4-10 Jährigen).
In Workshops wie Kochen/Backen, Gewaltprävention, Musik, Basteln/Malen und Englisch sollen die Jüngsten auf spielerische Art eine gezielte Förderung erhalten.

Erste Eindrücke von unserem gestrigen Kochworkshop möchte ich euch hier zeigen:

















































Während wir mit den Kleinen backten, bastelte Tía Raquel mit den Größeren Girlanden für den 18.September, dem Nationalfeiertag Chiles. Vier Tage vor und nach dem 18.September wird im ganzen Land gefeiert. Doch mehr dazu, wenn´s so weit ist.