Mittwoch, 19. August 2009

Casa de los Pinos

Heute hatte ich meinen ersten Arbeitstag bei Casa de los Pinos.

Um in das Tageszentrum zu kommen, musst ich erst mal einen weiten Weg mit Metro und Bus zurück legen (1h15min.).
Während der Metrofahrt lässt man nach und nach die Hochhäuser zurück und fährt den Anden entgegen, vorbei an verwinkelten Straßen und einem Häusermeer bestehend aus kleinen hüttenähnlichen Häusern, teilweise sehr heruntergekommen und einfach,bis man zur Endstation Plaza de Puente Alto gelangt.

Mit ca. 600.000 Einwohnern ist Puente Alto der am dichtesten bevölkerte Stadtbezirk Santiagos, 80% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.

Mit dem Bus geht es weiter in das Barrio (Stadtteil) Casas Viejas, welches zu Puente Alto gehört und an das Naherholungsgebiet Cajon de Maipu grenzt.

In Casas Viejas wohnen ca. 100.000 Menschen. 4.000 davon sind unter 15 Jahre. Es gibt mehrere große "Campamentos" (besetzte Grundstücke), auf denen etwa 50 Familien auf engstem Raum in selbst gebauten Hütten aus Holz und Blech leben. Viele dieser Familien verdienen ihr Geld mit Sammeln von Müll oder als Straßenhändler. Meist geht die ganze Familie dieser Beschäftigung nach, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen.

Nach einer 15 minütigen Busfahrt gelangt man bis direkt vor die Haustür von Casa de los Pinos.
Mit einem freundlichen "Hola,Hola" und EINEM (wir sind in Chile und hier gibt es bei der Begrüßung nur ein Küsschen) Küsschen auf die Wange wurde ich von Luis, dem Projektleiter und Psychologen, willkommen geheißen. Weiter ging´s in den Aufenthaltsraum der BetreuerInnen, wo ich sogleich von Raquel und Angelika, den Erzieherinnen und Carla, der Psychologin begrüßt wurde. Nach einer Tasse Tee führte mich Luis durch das Tangeszentrum, bestehend aus 3 Aufenthaltsräumen und einem kleinen Sportplatz.
So kamen wir auch an jenen Fenstern vorbei, durch die einige Tage zuvor zwei Burschen aus dem Barrio eingestiegen sind und sämtliche Materialien aus Casa de los Pinos gestohlen haben.

Ich merkte die verstohlenen Blicke mancher schüchtener Kinder, andere wiederum kamen auf mich zu "Hoooola, tía", umarmten und busselten mich ab. Ein kleines Mädchen fragte mich, ob ich aus Argentinien oder aus Bolivien sei, als ich ihr zu versuchen erklärte, dass ich aus Europa komme, was seeeehr weit weg von hier ist, schaute sie mich nur komisch an, lächelte und umarmte mich.

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit der Gruppe der 12-16 Jährigen Jugendlichen am Sportplatz, wo wir gemeinsam mit dem Zirkusteam** Ball- und Laufspiele machten.
Nach gehöriger sporlicher Ertüchtigung gab es gegen 17.00 noch eine kleine Jause: Sandwiches und Leche con Azúcar (Milch mit Zucker). Sagenhaft wie stark die Milch gezuckert wird. Picksüß. Da es leicht zu Regnen begann, wurden die Kinder schon etwas früher als üblich nach Hause geschickt, um es noch trocken heim zu schaffen.
Auch ich schaffte es trocken nach Hause zu kommen.
Ich blicke zufrieden auf meinen ersten Arbeitstag zurück, die Kinder sind zugänglich und offen.
das Team sehr nett und stets bereit zu helfen.


**Zirkusteam: Mittwochs ist ein Ehepaar in Casa de los Pinos, die eine Zirkusschule haben. Entweder spielen sie mit den Kindern die lustigsten Ball- und Laufspiele, joglieren, balancieren oder erarbeiten andere akrobatische Dinge. Die Kinder haben einen riesen Spaß daran.

1 Kommentar:

  1. Gratuliere zu deinem ersten Arbeitstag! Habe soeben deine eintrage studiert - ist ja echt interessant was du in der kurzen Zeit schon alles erlebt hast. Skiteam gemixte Vater USW.
    Sehr toll ist ka auch das Bild mit Blick auf die Anden. Auch wenn bei dir vieles neu ist, zumindest das essen macht den eindruck, als wäre es ziemlich ähnlich wie hier.
    Alles gut jedenfalls und liebe grüße
    Andreas

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