Sonntag, 15. November 2009

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Chile

Um wiedermal Neuigkeiten aus der südlichen Halbkugel der Welt zu bringen, habe ich mir für den heutigen Post das Thema „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Chile“ überlegt:

IM SUPERMARKT

Taschen-/SackerlabklerberInnen
Betritt man den Supermarkt (sei es Santa Isabel, Unimarc, Ekono, Líder oder gar Hyper Líder) so wird man gleich von einem/einer „SackerlabkleberIn“ mit einer großen bunten Tixorolle in der Hand begrüßt. Bevor man sich´s versieht hat man schon einen bunten Klebestreifen an seiner Handtasche bzw. Einkaufstasche kleben, damit die Beschäftigen des Supermarktes gleich erkennen, dass diese Tasche von außen mit in den Supermarkt genommen wurde.

Wachpersonal
An Wachpersonal mangelt es in keinem Supermarkt. Meist stehen 1-2 Leute gleich beim Ein-/Ausgang, weitere drehen ihre Runden durch die einzelnen Bereiche des Geschäfts und so fühlte ich mich schon so manches Mal verfolgt, wenn ich gerade eben nach der Marmelade greifen wollte und im Augenwinkel einen Wachmann erspähte, der „unauffällig“ nach dem Rechten sah.

Gemüse-/Obst-/ BrotabwiegerInnen
Wird Gemüse, Obst oder Brot (bzw. eher Brötchen) gekauft, so gibt es hier einen bestimmten Ablauf. Man nimmt das gewünschte Lebensmittel, gibt es in ein Plastiksackerl, marschiert weiter zum/ zur Gemüse-Obst bzw. BrotabwiegerIn lässt die Ware abwiegen und mit dem jeweiligen Preispickerl gekleben. Plastiksackerlsparen gilt hier nicht. Mein Versuch EINEN Apfel und EINE Banane in EIN Sackerl zu geben, scheiterte kläglich. Meine Überlegung einfach zwei Preispickerl (nämlich das der Banane und das des Apfels) auf ein Sackerl zu kleben GEHT NICHT. Genervt trennte die Obstabwiegerin Apfel und Banane, denn zwei in einem Sackerl geht nicht.

LebensmitteleinpackerInnen
In den Supermarkt mit einer eigenen Einkaufstasche zu gehen, macht wenig Sinn. Denn an jeder Kassa stehen LebensmitteleinpackerInnen, die mit größter Freude die Ware der KundInnen in Plastiksackerl packen. Und kaufst du nur eine Packung Joghurt und einen Kaugummi so werden auch diese in ein Sackerl gepackt. Ich, Plastiksackerlsparend wie ich bin, versuchte dem Sackerleinpacker klar zu machen, dass ich einen großen Rucksack habe und da die Ware direkt einpacken will, scheiterte auch hier kläglich. Denn bevor ich noch bezahlen konnte bzw. meinen Rucksack einpacken konnte hatte der eifrige Einpacker schon alle Lebensmittel in drei verschiedene Sackerl gepackt und mir dann mit einem freundlichen Lächeln in meinen Rucksack gepackt.
Was lernen wir daraus: Eigene Eikaufstasche hin oder her, beim Einkaufen müssen eindeutig die Plastiksackerl her.

IM PARKHAUS

Lebende Parkplatzanzeigetafel
Mein täglicher Weg zur Metro führt an einem Parkhaus vorbei, vor dem ab 09.00 Früh stets eine lebende Parkplatzanzeigetafel steht. Was man sich darunter vorstellen kann? Ein Man/ eine Frau mit einem großen „E-Schild“ (E = Estancionamiento zu deutsch: Parkplatz) in der Hand, welches dem/ der AutofahrerIn signalisiert, dass in dem jeweiligen Parkhaus noch freie Parkplätze zur Verfügung sind.

Parkticketzwicker
Als wir vor zwei Wochen mit den Tías und Tíos vom Projekt aus in Valparaiso waren, fuhren wir mit dem Auto. In der Stadt angekommen ging´s ab zur Parkgarage, wo wir das Auto abstellten.
Gleich bei der Einfahrt entdeckte ich eine Berufsgruppe, die mir bisher noch unbekannt war, nämlich die des Particketzwickers. Als wir in Richtung schranken rollten, Susanne (unsere Fahrerin) soeben das Fenster runtergkubelt hatte und zum Knopf langte um ein Ticket zulösen, war die Hand des netten Herrn Parkticketzwickers schneller. Er drückte den Knopf, zog das Ticket heraus und entwertete es … der Schranken ging auf, er übergab Susanne das entwertet Ticket und wünschte und noch einen schönen Tag.

AM PARKPLATZ

Parkwächter
In jeder Straße gibt es sogenannte Parkwächter, die bereits frühmorgens auf einem Plastiksessel sitzen, Kaffee schlürfen oder die Zeitung lesen und bei jedem Parkplatzsuchendem Auto aufspringen um den/ die AutofahrerIn in den Parkplatz einzuweisen. Also nix da von wegen „wann muss ich jetzt noch mal einschlagen oder wie weit geht´s noch?“ – keine Sorge, das sagt dir alles der Parkwächter an. Bei starker Sonneneinstrahlung erhält so manch ein Auto auch Sonnenschutz mittel Abdeckplane, des Weiteren werden die Autos und deren Windschutzscheiben auch gewaschen.
Auch beim Ausparken sind die netten Parkwächter stets behilflich und freuen sich über jeden Peso, den sie für ihre Dienstleistung erhalten.

IM WOHNHAUS

Liftwächter
Eine seltene, aber doch vertretene Berufsgruppe ist die der Liftwächter. Ein Bekannter kam im Zuge seiner Wohnungssuche in den Genuss zu erfahren, wie bequem Lift fahren nicht sein kann. Denn ohne nur einen Finger zu rühren wird man in das gewünschte Stockwerk befördert.
„Wie das?“ ... wird sich nun so manch eine/r fragen. Nichts einfacher als das. Die Lösung heißt: Liftwächter. Ein Liftwächter ist ein Mann, der, gemütlich auf seinem Sessel sitzend, Tag ein Tag aus Lift fährt. Steigt eine Person zu, so wird nach dem gewünschten Stockwerk gefragt und der jeweilige Knopf gedrückt. Man muss also nur einsteigen, den jeweiligen Stock nennen und auf geht’s.

IN DER METRO

Die Metrostation ist ein Ort, an dem es nur so von ungewöhnlichen Berufsgruppen wimmelt.

Assistente del andén (zu Deutsch Bahnsteigassistent)
Die Aufgabe des assistente del andén besteht darin an der gelben Linie auf und ab zu gehen und sicher zu stellen, dass kein Mensch über die Linie tritt.
Weiters hat er die wichtige Aufgabe, nachdem der Metrofahrer schon einmal gesagt hat: „Precaución inicia el cierre de puertas!“ noch einmal die Menschen persönlich darauf aufmerksam zu machen, dass die Türen der Metro sogleich geschlossen werden.

Combinación-Verlautbarer
Neben dem Assistente del andén gibt es noch den Combinciónsverlautbarer, der mit einem Megaphon in der Hand, lautstark verkündet in welche Richtung das Volk zur Kombinationslinie laufen muss „Combinación con la Linea 4, al fondo del andén, Combinación con la Linea 4, al fondo del andén.“ Am Weg zur weiterführenden Metrolinie, wird man wiederum persönlich von einem Combinaciónsverlautbarer angesprochen, der mit einer Handbewegung auch noch einmal auf den richtigen Weg hindeutet.

BIP-Karten-Kontrolleure
Das Metroticketsystem in Santiago funktioniert folgendermaßen: Jeder Fahrgast hat eine Karte, die beliebig mit Geld aufgeladen werden kann. Beim Betreten des Bahnsteiges wird die Karte an einen Automaten gehalten, welcher den jeweiligen Betrag für die Fahrt abzieht. Hat man einmal eine Fahrt gelöst, so hat man 90 Minuten Zeit Anschluss-Verkehrsmittel zu nutzen (Bus oder Metro) und dabei nicht noch einmal zu zahlen. Eine 90-Minuten Rate kostet umgerechnet 50-60 Cent, je nach Tageszeit. Jedenfalls gibt es an jedem Ticketentwertungsautomaten noch zusätzlich zwei Wachleute (einer blau und der andere rot gekleidet, den genauen Unterschied konnte ich bisher noch nicht herausfinden), die überwachen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Transsantiago-Busauskunftspersonal
In jeder Metrostation gibt es auch einen Transsantiagobusstand, an dem man sich Informationen bezüglich des Busnetzes holen kann. In einem Stand sitzen meist 2-4 Leute, die eigentlich den ganzen Tag nur dasitzen und warten, dass jemand eine Frage zu den Abfahrtszeiten und –orten der Busse hat. Alleine die Zeit abzusitzen wäre ja langweilig, daher sitzen mindestens zwei Leute an diesem Stand, denn gemeinsam lässt sich die Langeweile ja besser bewältigen.

Handyauflademännchen
Mit orangener Warnweste bekleidet und einer Fahne auf der Kappe sind die Handyauflademännchen (junge StudentInnen) schon von Weitem gut erkennbar. Guthabenaufladen mittels Wertkarte war gestern – heute heißt es: persönliche Betreuung und Unterstützung im Aufladeprozess.

Prozessablauf:
1)Man nennt den jeweiligen Handytarif
2)Man nennt den gewünschten Guthabenbetrag
3)Man nennt die eigene Handynummer
4)Das Handyauflademännchen tippt in sein Handy den Befehl, die folgende Summe auf
die jeweilige Nummer zu laden
5)Man wartet auf die SMS-Benachrichtigung, dass das Guthaben soeben geladen wurde
6)Man zahlt das Handyauflademännchen
7)Listo. Nun kann wieder fröhlich weitertelefoniert werden.

IM EISLADEN

Zwei Kugeln Eis zu bestellen ist gar nicht so einfach, wie sich das manch einer vorstellt.
Zuerst kann man eine Sorte seiner Wahl kosten, dann wird entschieden, wie viele Kugeln bzw. Sorten man haben will. Hat man sich entschieden, so geht es zunächst einmal weiter zur Kassa, wo man bezahlt und einen Bon erhält. Dieser wird dann bei der Eisausgabe vorgelegt, wo man schlussendlich auch das Eis erhält.

IN DER FARMACIA

Im Pharmazieladen ist es noch einmal eine Spur schwieriger als im Eisladen.
Einige Hygieneartikel (wie Deodrants,….) sind in vielen Läden nicht frei zugänglich, sondern feinsäuberlich in Vitrinen versperrt.
Folgend möchte ich den genauen Ablauf beim Kauf eines Hygieneartikels kurz schildern:

1)Man wählt die jeweilge Ware aus und nennt diese dem Vitrinenaufpasser
2)Dieser holt die Ware aus der Virtrine und bringt sie zum Bon-Aushändiger
3)Der Bon-Aushändiger händigt dir, wie der Name schon sagt, einen Bon mit dem
jeweiligen Preis aus
4)Mit dem Bon geht´s weiter zur Kassa, wo man bezahlt.
5)Von der Kassa geht´s mit einer Zahlungsbestätigung (Zettel) wieder zum
ursprünglichen Vitrinenaufpasser zurück, der dir dann schlussendlich die
gewünschte Ware aushändigt. Und so schließt sich der Kreis.


ALSO, WIE IHR SEHT, WENN´S UM ARBEITSBESCHAFFUNG GEHT, SIND DIE CHILENEN TOP.

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